Gute Reise Tobias Beyer

Auch Tobias Beyer hat jetzt seine letzte Reise angetreten.
Und auch er war vielen von uns nicht nur bekannt, sondern vor allem so beliebt. Es war immer eine Freude, ihn zu treffen. Auch er war als Gründungsmitglied des ALS-mobil e.V. engagiert dabei, Menschen, die ebenfalls an ALS erkrankt sind, Mut zu machen und zu zeigen, dass das Leben trotz der schweren Erkrankung voller Freude und Überraschung sein kann. Seine große Leidenschaft war das Segeln. Ein Matrose, der nicht nur durch ruhige Gewässer schipperte, sondern vor allem auch durch den Stürmen seiner Erkrankung trotzte. Er nahm die Herausforderungen, die sein Leben nach der Diagnose im Jahr 2010 an ihn stellten, an. Der Titel eines seiner Beiträge in der beatmetleben war entsprechend: „So wie man sich bettet, liegt man“. Beim Zurückdenken an Tobias Beyer und zurückblättern in der beatmetleben stolperte ich über einen Text, der in eben diesem Beitrag veröffentlicht wurde. Er ist so wahr und so eindringlich, dass wir ihn hier nochmal veröffentlichen:

Ich bin wie du

Ich bin ein Mensch wie du.
Ich habe Träume, Hoffnungen und Wünsche,
wie du.
Ich empfinde Kälte, Wärme, Schmerzen, genau wie
du.
Ist dir kalt, ziehst du dir eine Jacke an. Ist dir zu warm, ziehst du
sie wieder aus.
Das kann ich nicht.
Hast du Hunger, wirst du etwas
essen, hast du Durst wirst du trinken.
Juckt dir das Fell, wirst du dich
kratzen und willst du Zärtlichkeit, dann streichelst du den Menschen, den du magst, den du liebst. Das alles kann ich nicht.
Ich
kann nicht stehen, nicht gehen, nicht aufrecht sitzen so wie du.
Ich
kann meine Arme nicht heben, nicht greifen, nicht fassen, dir nicht die Hand zum Gruß reichen.
Den Kopf kann ich nicht mehr halten,
kann ihn nicht mehr zur Seite drehen.
Ich kann im wahrsten Sinne
des Wortes nur vorwärts – und nicht zurücksehen.
Mit erhobenem
Haupt und aufrecht durchs Leben gehen, wird schwierig für mich.
Ich sitze wo und wie man mich hinsetzt, ich laufe nicht weg.
So wie
man mich bettet, so lieg ich.
Für all das, was ich nicht mehr alleine
kann, brauche ich Hilfe oder Hilfsmittel.
Mitten drin zu sein, nicht
am Rand und schon gar nicht im Abseits zu stehen, am Leben teilnehmen zu können, dafür bedarf es sehr, sehr vieler Hilfsmittel.
Danke all denen, die uns Betroffene mit dem Herzen sehen.

Den Angehörigen, Freunden und Freundinnen und allen Assistenten und Assistentinnen wünsche wir viel Kraft für die nächste Zeit. Und Dir Tobias, wünschen wir eine gute Reise und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

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