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„Brain Computer Interface“ bekannt als BCI ist die Verbindung von Gehirn und Computer. Das US-Technologieunternehmen Neuralink hat am 19. September 2023 den Beginn einer klinischen Studie zur Erforschung von BCI bei der ALS mitgeteilt. Die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA hat eine Genehmigung dieser Studie erteilt. Die Studie trägt den Titel: “PRIME Study: Precise Robotically Implanted Brain-Computer Interface”.
Das Grundprinzip von BCI bei Amyotropher Lateralsklerose besteht in der Implantation eines „Chips“ an der Gehirnoberfläche, mit dem neuronale Signale empfangen und für die Steuerung von Gehhilfen (und anderen Assistenzsystemen) genutzt werden sollen. In einem robotergestützten neurochirurgischen Eingriff wird ein Implantat an der Hirnoberfläche in der Nähe des „motorischen Zentrums“ positioniert. Über dieses Implantat werden geringe Hirnströme erfasst, die bei der Willensbildung einer Bewegung entstehen. Diese elektrischen Signale werden durch den implantierten Chip verarbeitet und in die Steuerung eines Gangassistenzsystems umgesetzt. Dieses Prinzip wurde bisher bei ausgewählten Patienten mit einer Rückenmarksschädigung eingesetzt. Dieses Verfahren befindet sich in einer frühen, experimentellen Phase der Erforschung und noch kein etabliertes Therapieverfahren.
In der Neuralink-Studie bei der ALS wird die operative und technische Machbarkeit sowie Verträglichkeit der Methode untersucht. Außerdem sollen erste Erfahrungen gesammelt werden, inwieweit die Verbesserung von motorischen Funktionen durch die Implantation des Chips und die Kopplung mit dem Gangassistenzsystem erreicht werden kann. Längerfristig wird beabsichtigt, dass Menschen mit ALS (und anderen neurologischen Erkrankungen, insbesondere mit Querschnittslähmung) in die Lage versetzt werden, die Gehfähigkeit zurückzuerlangen, obwohl schwere Lähmungen der Beine vorliegen.
Aufgrund des experimentellen Charakters der Studie (und der Begrenzung dieser Studie auf amerikanische Studienzentren) ist gegenwärtig noch keine direkte Versorgung von ALS-Patienten mit dem Neuralink-System möglich. Trotz dieser Einschränkung ist die Studie als wichtiger wissenschaftlicher Meilenstein zu betrachten. Auch aus einer gesellschaftlichen Perspektive ist die Studie zu begrüßen – durch die Bekanntheit von Elon Musk und die finanzielle Kraft seiner Unternehmen (Tesla, Space-X, X.com, vormals Twitter) ist von einer zunehmenden Aufmerksamkeit für die ALS und von einem Innovationsschub für Assistenztechnologie bei der ALS auszugehen.
Über Neuralink
Das US-Technologieunternehmen unter Führung von Elon Musk verfolgt die Integration von Hirnimplantaten zur Verbesserung von Hirnleistungen oder zur Kompensation von neurologischen Defiziten. Das Prinzip der Hirnstimulation wird mit dem Einsatz von Herzschrittmachern verglichen. In diesem Bereich der Medizin hat sich die Verbindung von Körper (Herz) und Technologie (Schrittmacher) bereits etabliert. Die Entwicklung von Hirnimplantaten ist jedoch wesentlich komplexer als in der kardiolgischen Medizin und ist daher als längerfristige Strategie zu bewerten.