App-basierte Reha für COPD-Patientinnen und -Patienten

Dr. Rainer Glöckl erhält Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie über 5.000 Euro.

Der Diplom-Sportwissenschaftler Dr. Rainer Glöckl (Foto) wurde am 10.April 2025 mit dem Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ausgezeichnet. Den mit 5.000 Euro dotierten Preis erhält der Leiter des Forschungsinstituts für Pneumologische Rehabilitation an der Schön Klinik Berchtesgadener Land für zwei Studien, die den Erfolg einer App-basierten pneumologischen Rehabilitation für Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) untersucht haben. „Diese hervorragenden Arbeiten zeigen, dass digitale Techniken eine echte Chance sind und dabei unterstützen können, die Lebensqualität, körperliche Aktivität und die Symptomkontrolle von COPD-Patientinnen und -Patienten zu verbessern“, würdigt Jury-Mitglied Privatdozent Dr. Thomas Köhnlein, Sprecher der DGP-Taskforce „Digitale Medizin“. Der Preis wird heute im Rahmen des Pneumologie-Kongresses in Leipzig verliehen.

Ausgezeichnet wird Glöckl für die Durchführung und Veröffentlichung der beiden Studien, die die Wirksamkeit und Machbarkeit einer App-basierten pneumologischen Rehabilitation untersucht haben. Daran beteiligt waren mehrere Forschungsteams. Konkret geht es um zwei randomisiert kontrollierten Studien mit der App „Kaia COPD“, einem wegweisenden Tool zur Unterstützung von COPD-Patientinnen und -Patienten. Beide Arbeiten, bei denen Glöckl einmal Erst-Autor und einmal Koordinator für das deutsche Studienzentrum war, wurden mit ihren Ergebnissen im Fachjournal Thorax publiziert. „Die Jury lobt vor allem die hohe klinische Relevanz dieser Arbeiten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der pneumologischen Versorgung durch Apps“, ergänzt Juror Köhnlein.

App-Nutzende sind signifikant körperlich aktiver als Standardversorgte

Kann eine App COPD-Patientinnen und -Patienten dabei helfen, ihre körperliche Aktivität nach einer stationären pneumologischen Rehabilitation aufrechtzuerhalten? Dieser Frage ging der Preisträger mit einem Forschungsteam in der ersten Studie nach. Untersucht wurden dafür 60 Probandinnen und Probanden, von denen die eine Hälfte die App nutzte und die andere Hälfte die Standardversorgung ohne App erhielt. „Nach einem Beobachtungszeitraum von sechs Monaten konnten wir einen Effekt nachweisen: Diejenigen Betroffenen, die keine App nutzten, legten signifikant weniger Schritte am Tag zurück als diejenigen mit dem digitalen Hilfstool“, erklärt Rainer Glöckl.

App versus Analog-Broschüre: Hinweis auf das Potenzial – Personalisierte Programme

Die zweite Studie war noch etwas umfassender: Hier wurde die Wirksamkeit der App bei rund 280 COPD-Patientinnen und -Patienten in 18 Zentren in Deutschland und der Schweiz über einen Zeitraum von drei Monaten erforscht. Während die Interventionsgruppe über die App personalisierte Trainingsprogramme, Schulungsinhalte sowie Atem- und Entspannungsübungen erhielt, wurde der Kontrollgruppe eine analoge Info-Broschüre mit Trainingstagebuch an die Hand gegeben. Beim COPD-Assessment-Test, einem Fragebogen zur Symptomatik, und dem 1-Minuten-Aufstehtest – Betroffene müssen so häufig wie möglich ohne Nutzung der Arme von einem Stuhl aufstehen – gab es schließlich keine signifikanten Unterschiede. Allerdings zeigten die Patientinnen und Patienten, welche die App regelmäßig nutzten, eine stärkere Verbesserung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit als die Patientengruppe, die die App nicht regelmäßig nutzte. „Dennoch unterstreichen die Ergebnisse das Potenzial der App für das COPD-Management, insbesondere für Betroffene ohne Zugang zu konventionellen Therapie- oder Rehabilitationsprogrammen“, sagt der Preisträger. „Weitere Studien sind im Gespräch, um den positiven Effekt der ‚Kaia COPD‘-App im Vergleich zur Regelversorgung zu untermauern, damit die App langfristig als digitale Gesundheitsanwendung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte anerkannt wird.“

Über den Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie

Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Medizin – in Kliniken und Praxen, aber auch direkt bei den Patientinnen und Patienten in Form von immer mehr Smartphone-Apps und Wearables. Für die Pneumologie bietet die Digitalisierung Chancen und Risiken. Neue Technologien wie Telemedizin und Apps sowie die Auswertung großer Datenmengen eröffnen Möglichkeiten, Erkrankungen besser zu verstehen und zu behandeln. Risiken liegen sowohl in der Sicherheit im Umgang mit den Daten sowie der Datenhoheit als auch in der Automatisierung von Abläufen. Mit dem im Jahr 2024 erstmals ausgelobten Preis fördert die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der digitalen Medizin in der Pneumologie. Wie zum Beispiel Forschungsarbeiten aus Theorie oder Praxis, für die bereits erste Publikationen vorliegen – oder wissenschaftlich begleitete Anwenderprojekte, die das Potenzial haben, die Versorgung zu verbessern.

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