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Die Medikamentenknappheit stellt Deutschland weiterhin vor erhebliche Herausforderungen. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind derzeit fast 500 Arzneimittel von Lieferengpässen betroffen, darunter wichtige Medikamente wie Antibiotika, Asthmamittel und Krebsmedikamente. Trotz gesetzlicher Maßnahmen wie dem Lieferengpassbekämpfungsgesetz, das die Verfügbarkeit von Medikamenten stabilisieren soll, bleibt die Versorgungslage angespannt. Martin Schulze, Apotheker und Leiter der pharmazeutischen Kundenbetreuung bei mycare.de, erläutert, warum die bisherigen Bemühungen in der Praxis oft nicht ausreichen und welche Schwierigkeiten Apotheken im Alltag bewältigen müssen.
„Die Medikamentenknappheit wird auch in diesem Winter wieder Herausforderung sein. Für 2024 wurden dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schon 586 Lieferengpässe gemeldet. Das kürzlich in Kraft getretene Lieferengpassbekämpfungsgesetz bietet Apotheken zwar mehr Flexibilität im Umgang mit Alternativpräparaten, diese Erleichterung greift aber nur, wenn die Alternativen verfügbar sind. Sind sie es nicht, bleibt der Zeitaufwand in der täglichen Versorgung unverändert hoch und die Versorgungssicherheit weiterhin gefährdet.”
Auch simple klingende Produkte wie Kochsalzlösung sind von Lieferengpässen betroffen
„Über 500 Medikamente sind von Lieferengpässen betroffen: Insbesondere Arzneimittel mit Wirkstoffen wie Amoxicillin und Azithromycin könnten in den kommenden Monaten erneut knapp werden, was für Kinder und chronisch Kranke eine besondere Herausforderung darstellt. Das Antiasthmatikum beziehungsweis COPD-Mittel Salbutamol oder das Schmerz- und Fiebermittel Aspirin zur intravenösen Anwendung sind ebenfalls von der Medikamentenknappheit betroffen. Selbst ein für Verbraucher und Verbraucherinnen ganz simpel klingendes Produkt, das isotonische Kochsalz, ist von einem Lieferengpass betroffen – und Kochsalzlösungen sind gerade in Kliniken unzulässig, da sie als Trägerlösung für Infusionen benötigt werden. Die Engpässe betreffen häufig ganze Wirkstoffgruppen, sodass die Möglichkeit, auf Alternativpräparate zurückzugreifen, nur eine temporäre Linderung bringt. Besonders in der Erkältungssaison oder bei erhöhter Nachfrage wird die Fragilität der Versorgung deutlich.“
„Die Medikamentenknappheit offenbart die strukturellen Schwächen in unserer Versorgungskette, die maßgeblich durch die globale Abhängigkeit von Wirkstoffen aus Asien bedingt ist. Der Großteil der Wirkstoffe für die Arzneimittel kommt aus Ländern wie China und Indien – wenn dort ein Hersteller ausfällt, kann nicht kurzfristig reagiert werden, die Lieferkette reißt. Diese Abhängigkeit führt dazu, dass selbst kleinste Störungen in den Lieferketten gravierende Engpässe bei lebenswichtigen Medikamenten zur Folge haben können. Über die Gründe, wieso bestimmte Medikamente nicht geliefert werden können, wird meist keine Auskunft gegeben, jedoch spielt in der globalisierten Welt immer Geld eine Rolle.”
„Politische Bemühungen, die Produktion wieder verstärkt nach Europa zu verlagern, sind zwar vorhanden, jedoch ist die wirtschaftliche Motivation bislang nicht sehr groß. Solange die Herstellung in Europa aufgrund niedriger Margen und fehlender Investitionsanreize nicht konkurrenzfähig ist, bleiben wir anfällig für externe Störungen. Eine nachhaltige Verbesserung der Situation erfordert daher nicht nur eine Rückverlagerung der Produktion, sondern auch umfassende Investitionen und langfristige Strategien, die Planungssicherheit für Hersteller und gleichzeitig die Versorgungssicherheit für Patienten gewährleisten. Bei mycare.de sind wir bereits sehr routiniert bei der Suche nach alternativen Medikamenten und bieten allen Patienten und Patientinnen – gegebenenfalls in Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt oder seiner Ärztin – stets eine Lösung an. Ist ein Arzneimittel oder eine entsprechende Alternative nur noch im Ausland verfügbar, so kann dies mit Genehmigung der Krankenkasse sogar importiert werden.”


