Surveillance in der außerklinischen Intensivpflege

Die S2k-Leitlinie „Nichtinvasive und invasive Beatmung“ weist darauf hin, dass in der außerklinischen Intensivpflege (AKI) häufig multiresistente Erreger (MRE) nachgewiesen werden. Sie stützt sich dabei auf eine telefonische Erhebung im Stadtgebiet München, bei der herausgefunden wurde, dass 53 Prozent der Klienten in der WG-Versorgung einen positiven MRE-Nachweis hatten. Ob diese hohe Nachweisrate von MRE auch auf eine allgemein hohe Infektanfälligkeit schließen lässt – ob also die Klienten beispielsweise auch häufiger von Infektionen betroffen sind – wurde nicht näher erläutert. In der Literatur lassen sich hinsichtlich der Infektionsgeschehen in der AKI unterschiedliche Aussagen finden. So wurde in einer Studie mit 86.117 stationär aufgenommenen Langzeitbeatmeten bei zwölf Prozent eine Pneumonie als Diagnose gestellt. In einer anderen Untersuchung wurde herausgefunden, dass nur etwa 1,10 Prozent der Klienten eine Atemwegsinfektion hatten.
Doch wie viele Infektionen in dem Setting normal sind, das kann derzeit noch nicht beantwortet werden, weil es keine Bemessungsgrundlage dafür gibt. Das vom G-BA geförderte SIMPATI-Projekt („Surveillance nosokomialer Infektionen und MRE bei Patienten der außerklinischen Intensivpflege“) möchte diese Grundlage schaffen, indem die Infektionen der teilnehmenden Pflegedienste standardisiert erhoben, zurückmeldet und ausgewertet werden. Das Projekt wird federführend vom Nationalen Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen am Hygiene-Institut der Charité (NRZ Hygiene) geleitet und vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt unterstützt. Ein Ziel der geplanten Surveillance ist es, die Daten dafür zu nutzen, das Hygienemanagement (Qualitätssicherung) sinnvoll auszurichten. Dabei sollen möglichst nur Daten verwendet werden, die ohnehin erhoben werden oder mit geringerem Aufwand zur Verfügung gestellt werden können. Wie bereits im Klinikbereich etabliert, entsteht dadurch eine Datenbank, mit der sich jeder einzelne Pflegedienst anonymisiert mit anderen vergleichen kann. Der Fokus der Datenerhebung liegt auf den Infektionen, schließt aber auch weitere relevant Parameter wie beispielsweise die MRE-Nachweise mit ein.
Eine Surveillance meint die fortlaufende, systematische Erfassung, Analyse und Interpretation von Gesundheitsdaten, welche für die Planung, Einführung und Evaluation von medizinischen Maßnahmen notwendig sind. Die Surveillance ist besonders für die Prävention von Infektionskrankheiten relevant, weil damit frühzeitig Probleme erkannt und durch geeignete Maßnahmen die Weiterverbreitung eingedämmt oder verhindert werden können.
Für medizinische Einrichtungen ist die Surveillance von nosokomialen Infektionen sowie das Auftreten von Krankheitserregern mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen gesetzlich vorgeschrieben (Infektionsschutzgesetz § 23 Abs. 4).
Das Projekt knüpft an bereits bestehende Strukturen des sogenannten „Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems“ (KISS) an, das vom NRZ Hygiene betreiben wird. Dadurch besteht bereits eine jahrzehntelange Expertise hinsichtlich der Surveillance in Kliniken. Bislang fehlt es jedoch an Erfahrungen in der außerklinischen – also stationären und ambulanten – Pflege. Mit SIMPATI soll diese Lücke nun geschlossen werden.
Interessierte Pflegedienste können sich auf der Homepage weiter informieren (https://www.nrz-hygiene.de/nrz/simpati/) oder direkt mit dem Studienteam Kontakt aufnehmen.

Kontakt:
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Dr. med. Pauline A. Nouri-Pasovsky
Telefon: 030 -8445 3671 oder E-Mail: pauline-assina.nouri@charite.de

Niedersächsisches Landesgesundheitsamt
Patrick Ziech
Telefon.: 0511 4505-129 oder E-Mail: patrick.ziech@nlga.niedersachsen.de

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