Stellungnahme der ArGe der Fachgesellschaften zur Notwendigkeit eines mind. 50%igen physischen Präsenzanteils bei Qualifikationskursen

Die außerklinische Intensivversorgung stellt höchste Anforderungen an die Qualifikation des Fachpersonals. Die Versorgung von außerklinisch beatmeten und/oder tracheotomierten Menschen ist mit einem hohen fachlichen Anspruch und erheblichen Risiken verbunden. Bereits kleinste Fehler können schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen für die betroffenen Menschen haben. Eine qualitativ hochwertige und sichere Versorgung erfordert daher ein umfassendes theoretisches Wissen sowie ausgeprägte praktische Fertigkeiten, die zunächst an Phantomen bzw. Simulationspuppen geübt werden müssen.

Die Rahmenempfehlungen zur außerklinischen Intensivversorgung fordern eine umfassende und praxisnahe Schulung, um eine qualitativ hochwertige Versorgung von intensivpflichtigen und/oder beatmeten Patientinnen und Patienten sicherzustellen. In diesem Kontext ist ein Mindestanteil von 50% Unterricht in physischer Präsenz in den Qualifikationskursen unerlässlich.

Begründung

  1. Erlernen manueller Fertigkeiten und praktischer Kompetenzen

Die außerklinische Intensivversorgung umfasst zahlreiche manuelle Tätigkeiten, darunter die Trachealkanülenpflege, das Sekretmanagement, die invasive und nicht-invasive Beatmung sowie Notfallinterventionen. Diese essenziellen Fähigkeiten lassen sich nicht adäquat durch Online- Formate vermitteln, sondern erfordern das praktische Üben unter Anleitung erfahrener Fachkräfte. Eine physische Präsenz in einem Schulungszentrum ist notwendig, um diese Fertigkeiten sicher zu erlernen und die Qualität der Patientenversorgung zu gewährleisten.

  1. Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität

Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten muss oberste Priorität haben. Der direkte und praktische Umgang mit Beatmungsgeräten, Absaugtechniken und der richtigen Lagerung intensivpflichtiger Menschen kann nur im Rahmen einer praxisorientierten Schulung unter realistischen Bedingungen vermittelt werden. Fehler in der Anwendung dieser Techniken können schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen, weshalb ein praxisnahes Training in den Kursen unverzichtbar ist.

  1. Interaktive Schulung und direkte Supervision

Präsenzveranstaltungen ermöglichen eine unmittelbare Interaktion mit Dozenten und anderen Teilnehmenden. Durch die direkte Supervision und das sofortige Feedback können Fehler frühzeitig erkannt und korrigiert werden. Dies trägt maßgeblich zur Kompetenzentwicklung der Teilnehmenden bei und stellt sicher, dass sie die erlernten Techniken in der realen Versorgungssituation sicher anwenden können.

  1. Förderung der Teamarbeit und interdisziplinären Zusammenarbeit

 Die außerklinische Intensivversorgung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegefachkräften, Ärztinnen und Ärzte und Therapeutinnen und Therapeuten. Präsenzveranstaltungen bieten eine ideale Möglichkeit, realistische Szenarien im interprofessionellen Team zu trainieren. Diese Schulungsform stärkt die Teamfähigkeit und verbessert die Koordination in Notfallsituationen.

  1. Klarstellung des Begriffs „Präsenzunterricht“

Die Definition von Präsenzunterricht muss eindeutig klargestellt werden: Präsenz bezieht sich auf die physische Anwesenheit in einem Schulungszentrum oder einer vergleichbaren Lehrstätte, in der unter fachlicher Anleitung praktische Fertigkeiten erlernt und geübt werden. Eine virtuelle Präsenz in Form von Online-Schulungen erfüllt diese Anforderung nicht und kann praktische Lerneffekte nicht ersetzen.

Fazit
Der physische Präsenzanteil von mindestens 50% in den Qualifikationskursen zur außerklinischen Intensivversorgung ist unerlässlich, um eine hochwertige Versorgung und maximale Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Ohne ausreichendes praktisches Training in physischer Präsenz besteht die Gefahr einer unzureichenden Schulung der Fachkräfte, was langfristig die Qualität der außerklinischen Intensivversorgung gefährden könnte.

Die ArGe der Fachgesellschaften fordert daher eine klare Verankerung dieses physischen Präsenzanteils in den Weiterbildungsvorgaben der Rahmenempfehlung.

Die ArGe der Fachgesellschaften und die darin vertretenen Fachgesellschaften und Verbände haben in ihrem Curriculum den Anteil von digitalen Tools (von Learning-Management-Systemen bis hin zu Webpräsenzseminaren) im methodischen Rahmen auf 50 % des Theorieunterrichts begrenzt. Die Inhalte, der Umfang und die Methodik wurden mit Vertretenden der Leistungserbringer und Leistungsträgerseite, sowie dem MD-Bund, einvernehmlich konsentiert.

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