Überlastung der Pflegekräfte in der dritten Welle abwenden

Durch den schnellen Anstieg der Covid-19-Fallzahlen steht eine erneute Überlastung der beruflich Pflegenden in den Akut-Kliniken unmittelbar bevor. Auswirkungen sind auch in der ambulanten Pflege und in der Rehabilitation zu erwarten. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe Nordost (DBfK Nordost) fordert die Entscheidungsträger in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zum sofortigen Handeln auf. Die Fallzahlen müssen schnellstmöglich gesenkt und nachhaltig auf niedrigem Niveau gehalten werden. Ansonsten drohen unabsehbare Folgen für das medizinische Personal und die Bevölkerung.
 
Durch die dritte Welle der Covid-19-Pandemie steigt die Zahl der Menschen, die stationär und intensivmedizinisch behandelt werden müssen, kontinuierlich und spürbar an. Infolgedessen ist ein immer größerer Bedarf an Intensivbetten, aber vor allem auch an Pflegepersonal absehbar.  „Wie bereits in den vorherigen Wellen der Pandemie zeigt sich die Pflege als einer der wichtigsten Faktoren bei der Versorgung der Patienten. Allerdings sind dabei nicht nur die Pflegenden auf den Intensivstationen betroffen, sondern alle Pflegekräfte, da sie andere Aufgaben übernehmen müssen“, betont Jannik Müller, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des DBfK Nordost.
Die Charité Berlin als größte Uniklinik Europas und weitere Kliniken der Maximalversorgung warnen vor einer kritischen Situation und schränken die Regelversorgung erneut ein. Aus zahlreichen Kliniken erreichen den DbfK Nordost  Meldungen, dass die Pflegekräfte weiterhin am Limit arbeiten. Der Krankenhauskonzern Vivantes bietet seinen Beschäftigten einen Zuschlag von 100 Prozent für  „Krisendienste“ an, um Kollegen zu entlasten. „Bereits vor Beginn der Pandemie stand oft nicht ausreichend Pflegepersonal auf Intensivstationen zur Verfügung. Seit Beginn der Pandemie zeigt sich eine ununterbrochene Belastung des pflegerischen Personals auf breiter Front. Die sich jetzt aufbauende dritte Welle bringt kaum absehbare physische und psychische Folgen für die beruflich Pflegenden mit sich“, mahnt Markus Lauter, Vorstand des DBfK Nordost.
Die Pflegekräfte sind sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst und leisten Tag und Nacht harte Arbeit, um andere Menschen gut zu versorgen. Dennoch sind laut dem Weltverband der Pflegeberufe, dem International Council of Nurses (ICN), weltweit Millionen Pflegekräfte körperlich und geistig so erschöpft, dass sie den Beruf verlassen wollen. Schon Anfang des Jahres gaben in einer repräsentativen Umfrage 17 Prozent der Pflegekräfte in Deutschland an, keine Motivation mehr für den Beruf zu haben.
„Wir befürchten, dass noch mehr Kollegen den Pflegeberuf verlassen werden, wenn sie das Gefühl haben, in der dritten Welle alleingelassen zu werden. Bereits vor der Pandemie sind wichtige Reformen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften versäumt worden“, schildert Markus Lauter die Lage und formuliert klare Forderungen: „Jetzt müssen auf politischer Ebene alle Hebel in Gang gesetzt werden, um die Fallzahlen schnellstmöglich zu senken und nachhaltig niedrig zu halten. Infektionsschutzmaßnahmen müssen sich in einem schlüssigen Gesamtkonzept wiederfinden, damit eine fortdauernde Überlastung der beruflich Pflegenden abgewendet werden kann.“
Damit die Pflegekräfte dauerhaft im Beruf bleiben, müssen zudem die Bedingungen perspektivisch verbessert werden, unter denen Pflege stattfindet. Dazu braucht es attraktivere Arbeitsbedingungen, eine bessere Bezahlung und mehr Mitspracherechte für Pflegekräfte. Der DBfK setzt sich für eine bedarfsorientierte Personalbemessung, ein Einstiegsgehalt von 4.000 Euro und die Selbstverwaltung des Berufs in Pflegekammern ein, um die gesellschaftliche Anerkennung zu steigern.
„Doch nicht nur die politischen Entscheidungsträger sind jetzt gefordert, jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten. Wir fordern die gesamte Bevölkerung dazu auf, Risiken zur Ausweitung der Pandemie zu vermeiden. Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens auf eine professionelle pflegerische Versorgung angewiesen sein. Jetzt ist die Zeit, die Leistungen der Pflegekräfte anzuerkennen und Solidarität zu zeigen, die über Applaus hinausgeht“, erklärt Jannik Müller abschließend.
 

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