Slammer machen aufmerksam

Sarah George
Sarah George (Foto: Thorsten Strasas)

Unter dem Motto „Wir müssen reden“ sprechen Menschen aus der Pflegelandschaft beim CareSlam! über ihren Alltag, Befürchtungen und Wut, aber auch über Freude und ihre Motivation. Beim zwölften CareSlam, der am 1. November 2019 stattfand, ging es um den Referentenentwurf zum Gesetz zur Stärkung von Rehabilitation und intensivpflegerischer Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (RISG).

Auf der Bühne in Berlin Friedrichshain unterstrichen Betroffene, Fachpflegekräfte und ein persönlicher Assistent, welche Auswirkungen der Gesetzentwurf auf das Leben von beatmeten Patienten hat. Sie brachten zum Ausdruck, welche Emotionen dadurch auf den Plan gerufen werden und stellten die wahren Gründe für den Entwurf sowie die herangezogenen Zahlen zur Diskussion.

Die beatmete Kunststudentin Sarah George schilderte beispielsweise, was ein normales Leben für sie bedeutet und welche Verzweiflung die Perpektive einer Heimunterbringung bei ihr auslöst. Felicitas Ingendahl hingegen prüfte die Belastbarkeit der angeführten Zahlen, die zur Untermauerung des RISG herhalten müssen. Ein Ausschnitt:

„Ärzte sagen uns, bis zu 60 Prozent der Patienten, die beatmet werden, die zum Teil einen Luftröhrenschnitt haben, könnten eigentlich von der Beatmung entwöhnt werden, nur die finanziellen Anreize sind so, und zum Teil auch die Abläufe, dass sie beatmet bleiben, obwohl sie eigentlich eigenständig atmen könnten.“ 60 Prozent. Wer hat sich da verzählt? Was bin ich für ein Schaf! Wie konnte ich mich nur so verarschen lassen! All die ALSler, MSler, Wachkomatöse, Querschnitte und COPDisten, Muskelkranke, die haben alle heimlich nebenher geatmet, nur, damit ich bei denen zuhause sitze und ihnen die Blümchen gieße? Woher kommt diese astronomische Zahl? Gute Nachricht: Ich habe sie gefunden! Yeah! Schlechte Nachricht: die meinen damit nicht meine Patienten Upps. Im Positionspapier von 2017 diverser Fachgesellschaften wird von 60% Weaningpotenzial geredet. OK. Zahl gefunden. Einschränkung 1: Auf Weaningstationen. Einschränkung 2: Von Patienten direkt von der Intensiv. Anmerkung 3: Und erfolgreich geweant ist schon der, der von der Trachealkanüle auf Maskenbeatmung umgestellt werden konnte. Einschränkung 4: Erfolgreich geweant ist schon der, der 48 Stunden vor Entlassung soooo hmmmm ganz angemessen stabil ist und um mindestens eine Stufe „runtergeweant“ wurde. Ist was fürn…. Popo. Diese genannten Einschränkungen stehen so ausdrücklich nicht im Positionspapier, dazu muss man sich die Mühe machen, die genannten Primärquellen herauszufummeln und durchzuforsten. Und: das alles sagt nichts über den Bedarf an Intensivpflege aus.

Zum kompletten Beitrag: CareSlam! Felicitas Ingendahl

Felicitas Ingendahl (Foto: Thorsten Strasas)

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